6 Dinge, die wir von unseren Kindern übers Geld anlegen lernen können
von Susann Männich
von Susann Männich
Auch wenn meine 2-jährige Tochter noch nicht weiß, dass 2+2=4 ergibt, ist sie mir doch in einigen Dingen voraus. Oftmals sind wir Erwachsenen einfach zu verkopft und müssen jedes Szenario 5x durchdenken. So auch wenn es ums Geld anlegen geht. Dabei gibt es vieles, was wir uns von unseren Kindern abschauen könnten. Was das ist, möchte ich dir in diesem Blogartikel näherbringen.
Wer richtig Vermögensaufbau betreiben will, braucht Zeit. Weniger um sich in das ganze Thema einzulesen (das macht sicherlich auch Sinn), sondern viel mehr um die Dinge einfach mal laufen zu lassen.
So ähnlich ist es ja auch mit unseren Kindern: wenn man sie rund um die Uhr, 24h am Tag überwachen würde, dann hindert man sie letztlich daran ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen. Lässt man sie stattdessen die Welt entdecken, können sie ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Für deinen Vermögensaufbau hat das 2 Effekte: zum einen wirst du wesentlich ruhiger schlafen können, wenn du nicht jedes Mal vorm Zubettgehen noch schnell nachschaust, wie sich denn deine Fonds entwickelt haben.
Zum anderen machst du dir dadurch den sogenannten Zinseszinseffekt zu nutze. Ich weiß, es ist vielleicht schon länger her, seit du dieses Wort gehört hast. Um dir mal das Ausmaß zu veranschaulichen, hier eine Grafik dazu von einem der größten Investmenthäuser der Welt JP Morgan Asset Management:
Es geht kurz gesagt darum, wie groß die Unterschiede sind, wenn man früh anfängt und kontinuierlich spart gegenüber jemandem der später anfängt oder nur in einem kurzen Zeitraum Geld zur Seite legt.
In dem Beispiel hat der Anleger Chris frühzeitig begonnen und am längsten gespart. Dadurch hat er natürlich auch mehr eingezahlt als die anderen. Was aber viel verblüffender ist, ist die Tatsache, was am Ende dabei insgesamt herausgekommen ist.
Er hat jährlich 5.000€ angelegt (also ca. 417€ monatlich), 40 Jahre lang. Das sind insgesamt 200.000€, was schon mal ein nettes Sümmchen ist.
Durch den Zinseszinseffekt sind daraus aber sage und schreibe
1,1 Mio.€ bzw. $ geworden.
Interessant ist auch, dass Susan, obwohl sie nur 10 Jahre lang gespart hat
(im Alter 25-35), dennoch mehr Kapital
angehäuft hat, als Bill, der 20 Jahre länger spart, aber später angefangen hat.
Das haben die beiden alles dem Zinseszinseffekt zu verdanken.
Dabei geht es darum, dass man auf Zinsen, die man sich nicht auszahlen lässt, ja auch wieder Zinsen bekommt. Wenn du zum Beispiel 100€ anlegst und darauf 5% Zinsen bekommst, dann werden dir nach 1 Jahr 105€ gutgeschrieben. Wenn du diese zusätzlichen 5€ Zinsen jetzt auf deinem Konto lässt, können diese sich wiederum mit 5% verzinsen.
Der Effekt, der damit erreicht wird, ist enorm. Vielleicht hat Einstein ihn deshalb als
8. Weltwunder deklariert.
Wie oft stecken wir in schwierigen Situationen fest und wissen nicht weiter? Mit deinen bisherigen Denkstrukturen wirst du nicht weiter kommen. Denn diese haben dich ja dorthin gebracht, wo du gerade stehst.
Da hilft es ein bisschen „Out-of-the-box“ zu denken. Unsere Kleinsten machen das ganz automatisch: da wird alles ausprobiert, ohne darüber nachzudenken, ob das jetzt funktioniert oder nicht. Da gibt es noch gar keine Box.
Wenn du Geld erfolgreich anlegen willst, ist es nicht anders: manchmal muss man etwas über den Tellerrand hinausschauen, altbewährte (oder altbackene?) Wege verlassen und neue Dinge ausprobieren.
Dass das Geld auf der Bank mit der Zeit immer weniger wird, ist den meisten bereits bewusst. Aber auch wenn du bereits einen Fondssparplan hast – was für viele Deutsche immer noch sehr fortschrittlich wäre – dann kann es sehr hilfreich sein, neue Ideen zu verfolgen.
Vor einigen Jahren war es z.B. das Non-Plus-Ultra, wenn man ein gemischtes Depot aus Aktien- und Rentenfonds hatte. Die Wertentwicklung war sehr gut bei einer geringen Schwankung. Heutzutage ist das nicht unbedingt empfehlenswert, da die Zinsen für z.B. deutsche Staatsanleihen rekordverdächtig sind – rekordverdächtig niedrig.
Bei einigen Anlageklassen kann es sich sehr schlecht auf dein Vermögen auswirken, wenn du nur auf die Wertentwicklung in der Vergangenheit schaust – so z.B. bei Rentenpapieren (ein Beispiel sind Staatsanleihen).
Ein kleiner Tipp:
Die meisten Menschen, die Fonds miteinander vergleichen, schauen nur auf die Wertentwicklung. Falls du in Fonds investierst, dann sollte dich eine Kennzahl darüber hinaus noch interessieren: die sogenannte ‚Sharpe Ratio‘. Die gibt dir Aufschluss darüber, ob die Rendite auch noch gut ist, wenn man die eingegangenen Risiken berücksichtigt. Eine sehr gute Sharpe Ratio liegt bei über 1.
Natürlich solltest du dein Können oder Wissen nicht überschätzen, aber eine gesunde Portion Selbstvertrauen hat noch keinem geschadet. Deine Kinder wissen das und stellen sich nicht in Frage. Fehler passieren und sind eigentlich auch nur Erfahrungen, die dir auf deinem Weg zum Erfolg weiterhelfen.
Vielleicht kennst du den Twitter-Post von Naina:
Das spiegelt ziemlich gut den Bildungsstand zum Thema Investieren und wie man gut Geld anlegt wider. Die meisten von uns haben nicht unbedingt das umfangreichste Finanzwissen in die Wiege gelegt bekommen. Da schließe ich mich mit ein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir uns so wenig zutrauen.
Ich möchte dir hiermit den Rücken stärken: auch wenn du noch ganz am Anfang im Finanz 1×1 stehst, den ersten Schritt hast du schon damit getan, wenn du Blogs wie diesen hier liest und dich nicht ausschließlich auf die Empfehlungen von anderen verlässt.
Einer der wichtigsten Punkte beim Thema Finanzen generell: wenn sich etwas für dich nicht richtig anfühlt, dann lässt du lieber die Finger davon. Nicht umsonst sagt man, dass der Bauch unser 2. Gehirn ist.
Insbesondere als Mama ist dieses Bauchgefühl immer wieder gefragt. Es soll dir Orientierung geben, wenn wieder einmal verschiedene Meinungen auf dich einprasseln. Geld kann man auf die verschiedensten Arten anlegen und ich empfehle dir dringend, nicht nur auf eine Karte zu setzen.
Aber egal, ob du jetzt in Betongold, alias Immobilien investierst oder lieber ein breit gestreutes Depot hast. Eines muss dabei immer stimmen: das Gefühl, dabei ruhig schlafen zu können. Letztlich sollten deine Geldanlagen zu deiner Risikotoleranz passen.
Oder wie mein Mann sagt: „Mama knows best.“
Das ist so banal, wie effektiv- du musst nicht mit riesigen Summen anfangen. Es reichen am Anfang sogar schon 25€, die du monatlich investierst und über die Zeit wird sich daraus einiges an Kapital aufbauen.
Unsere Kinder sind ja auch nicht als erwachsene Menschen auf die Welt gekommen. Obwohl es mich immer wieder erstaunt, wie schnell sie wachsen (die ganzen Klamottenkisten bestätigen das).
Geld kontinuierlich anlegen ist eigentlich nichts anderes als eine Gewohnheitssache. Möglicherweise fällt es dir schwerer diese Gewohnheit beizubehalten, wenn du direkt mit einem 500€- Sparplan startest. Man muss sich ja auch erst einmal daran gewöhnen, dass jetzt nicht mehr ganz so viel Geld auf dem Girokonto (unverzinst) rumliegt.
Mit kleinen Sparraten kann man sich langsam herantasten. Auch generell an das Thema Geldanlage, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Ganze funktioniert und z.B. auch wie du reagierst, wenn der nächste kleine Börsencrash kommt.
Wenn du ein bestimmtes Ziel beim Vermögensaufbau verfolgst, weil du z.B. in 10 Jahren eine eigene Praxis gründen möchtest, dann sollte diese Kennenlernphase natürlich nicht ewig andauern. Sonst fehlt dir die Zeit, um das Geld vernünftig arbeiten zu lassen (siehe Punkt 1).
Meist reichen dazu auch ein paar Monate aus. Danach kannst du deine Ziele idealerweise mit einem gut strukturierten Finanzplan und einem besseren Verständnis für die Thematik angehen.
Unsere Kinder stellen unsere Geduld regelmäßig auf die Probe und diese Erfahrung kannst du wunderbar nutzen, um entspannt deinem Vermögen beim Wachsen zuzuschauen, auch wenn es mal turbulent zugeht.
Gerade wenn du in Aktien oder Aktienfonds investiert bist, ist dieser Aspekt extrem wichtig. Denn er hält dich davon ab, zu früh und zu unüberlegt zu handeln.
Um dir das mal anhand eines Beispiels darzustellen, schau dir diese Grafik an:
Wieder vom Vermögensverwalter J.P.Morgan wurde Folgendes untersucht: Inwieweit wirkt es sich auf die Rendite aus, wenn man nicht durchgängig investiert bleibt, hier am Beispiel des MSCI Europe.
Ich muss sagen, selbst ich war erstaunt als ich die Grafik das erste Mal gesehen habe:
Schon allein wenn man nur die besten 10 Tage verpasst hat im Zeitraum 2001 -2015, hat man Verluste gemacht. Diese 10 Tage waren also für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich.
Man kann es sich recht einfach erklären: die Anleger, die nicht ihr langfristiges Ziel sehen, sondern sich von kurzfristigen Schwankungen verunsichern lassen, steigen in Krisenzeiten (wie z.B. 2008) vorzeitig aus. Im Worst-Case natürlich genau am Tiefpunkt. Wenn du dir aber einmal die Entwicklung von Aktienmärkten anschaust, z.B. vom DAX oder vom S&P500, wirst du feststellen, dass es nach einer Krise immer wieder steil bergauf ging.
Wer diesen Zeitraum verpasst, wird langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger Geld raushaben als er eingezahlt hat.
Die Stimmungsschwankungen unserer Kinder haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Schwankungen an der Börse. 😉 Daher bleib gelassen und denk immer dran: es geht wieder vorbei.
Du benötigst aber noch aus einem anderen Punkt Geduld beim Geld anlegen.
Wahrscheinlich wäre jeder gern über Nacht Millionär, aber das passiert in den seltensten Fällen. Im Übrigen ist es auch gar nicht so sinnvoll. Denn oftmals ist es so, dass diejenigen, die über Nacht z.B. durch Lottospielen Millionäre geworden sind, das Geld auch genauso schnell wieder ausgegeben haben.
Das liegt vor allem daran, dass sie einfach nicht mit so einer Menge Geld umgehen können. Oder um anders auszudrücken: „Mit großem Geld, kommt große Verantwortung.“ Und dieser sind die wenigsten gewachsen, wenn sie nicht mit ihr gewachsen sind.
Der Weg hin zur Fachärztin, Oberärztin oder was auch immer dir vorschwebt, ist auch sehr langwierig und das ist eigentlich auch gut so. Man muss erst in seine Rolle hineinwachsen, Erfahrungen sammeln dürfen, aus Fehlern lernen, um am Ende eine top Arbeit abzuliefern.
Beim Vermögensaufbau geht es auch darum, dass du innerlich darauf eingestellt bist, mehr Geld zu besitzen. In diese Rolle musst du auch erstmal hineinwachsen.
Ich hab mal eine schöne Analogie dazu gehört:
Stell dir vor du bist eine große schöne Amphore. Plötzlich schüttet jemand ganz viel Wasser in dich hinein, immer mehr und mehr und mehr. Irgendwann kommt der Punkt an dem das Wasser überläuft.
Egal wie viel nachgeschüttet wird, du kannst nicht mehr aufnehmen. Das geht nur indem du deine Amphore vergrößerst, sprich deinen Horizont und dein Wissen erweiterst.
Mehr zu diesem Thema kannst du in meinem Blog „Was dein Kopf mit deinem Kontostand zu tun hat“ nachlesen.
Es ist gerade bei uns Deutschen ein weit verbreitetes Phänomen, dass wir sehr sicherheitsorientiert denken. Lieber liegt das Ersparte vermeintlich sicher auf dem Tagesgeldkonto anstatt, dass wir es sinnvoll investieren.
Ein Glück, dass unsere Kinder nicht jedes Mal, bevor sie etwas tun, im Kopf durchgehen „was-wäre-wenn“, sondern einfach handeln. Andernfalls würden wir wahrscheinlich heute noch in der Höhle sitzen.
Damit meine ich natürlich nicht, dass du unüberlegt handeln sollst. Aber eines musst du dir bewusst machen: wenn du in irgendeiner Art und Weise Rendite erwirtschaften willst, dann geht das heutzutage nicht mehr ohne dabei ein gewisses Risiko einzugehen.
Das bedeutet nicht, dass du Verluste in Kauf nehmen musst. Das kommt manchmal auch vor, gerade wenn man noch nicht so ganz im Thema drinsteckt. Risiken abzuwägen, im Anschluss zu handeln und dran zu bleiben, das ist der ganze Trick bei der Sache.
Früher hieß es bei der Bank, dass du dort einen risikolosen Zins bekommst. Dem war auch so, denn vor einigen Jahren oder besser gesagt Jahrzehnten konntest du dein Geld zu Bank schaffen und hast dafür sogar noch 3-4% Zinsen bekommen.
Dieser risikolose Zins existiert nicht mehr. Er ist vielmehr ein zinsloses Risiko geworden. Denn mit jedem Jahr, das dein Geld auf der Bank vor sich hinschlummert, verliert es kontinuierlich an Wert. Inflation ist der Fachbegriff dafür oder einfach Kaufkraftverlust.
Daher ist es super, dass du dich mit dem Thema Geldanlage beschäftigst. Je mehr du darüber weißt, desto bewusster kannst du auch Risiken eingehen ohne dich ausgeliefert zu fühlen.
Wenn du dich in Zukunft wieder einmal schwer tust, beim Geld anlegen eine Entscheidung zu treffen, dann frag dich doch einfach „Was würde mein Kind jetzt tun?“
Das hilft sicher nicht in allen Fällen (so einfach ist es leider doch nicht), aber es hilft dir dabei eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen.
Viel Spaß dabei!
Dein Kontakt zu mir:
Susann Männich
Dürerstraße 96
01307 Dresden
Mobil: 0172-5430587
E-Mail: info@ finanzaerztin.com
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